Dieser Blogbeitrag ist Teil unserer #femalefintech-Initiative, die Frauen in der Fintech-Szene vorstellt.

Wo sind sie, die Frauen, die investieren?

Mein Name ist Katja Ruhnke und ich frage mich das, weil ich es mir beim besten Willen nicht erklären kann. Noch nie gab es eine so ausgebildete und wohlhabende Generation von Frauen mit so viel Zugang zu Kapital, über bessere Gehälter, je mehr Frauen in entscheidende Positionen kommen. Über Erbschaften, die Töchter längst nicht mehr einfach übergehen. Und selbst, wenn das Geld aus einer Scheidung stammt. Wo ist es? Wer macht etwas damit?

Bis in die 1960er Jahre hinein konnten Frauen in Deutschland ihr eigenes Vermögen nicht selbst verwalten, ja, sie durften noch nicht einmal ihr eigenes Konto eröffnen. Umso verblüffender ist doch, dass wir heute so wenig damit anfangen. Es gibt keinen, der uns da bevormunden kann oder sollte. Auch nicht aus Bequemlichkeit.

Startup-Investments

Ich selbst hatte zwar bereits seit jungen Jahren Berührung mit Aktien und als Kind in einer Unternehmerfamilie war es mir nicht fremd, dass über Kapital, Finanzierung und Finanzen gesprochen wurde.

Ich muss jedoch zugeben: Mit Startup-Investments hatte ich mich nie beschäftigt. Heute weiß ich, dass genau da der Hebel unheimlich groß ist. Besonders für Frauen. Lange Zeit ging mein Wissen jedoch nicht über „Die Höhle der Löwen“ hinaus. Immerhin, in dieser Entertainment-Show treten häufig Gründerinnen auf und auch unter den Investoren gibt es Frauen, allen voran Judith Williams.

Mit Realität leider wenig zu tun

Mit der Realität hat das jedoch leider nicht viel zu tun. Erstens weil die Welt der innovativen Businessmodelle eben ganz stark männlich und ebenso elitär geprägt ist. Weiße Turnschuhe mag sein. Aber Eliteuniversität eben auch. Zweitens, weil der Einfluss, den Investor:innen haben, weit über „Daumen hoch, Daumen runter“ reicht. Und weil beides miteinander zusammenhängt. Stellen Sie sich einen dieser Räume vor, wie er wirklich ist. Eine Gründerin pitcht überzeugend ihre Geschäftsidee.  Als sie fertig ist, bekommt sie eine Frage gestellt: „Willst Du mal Kinder haben?“

Alles andere als ungewöhnlich

Dass das so passiert, ist alles andere als ungewöhnlich. Weil ihr Gegenüber in der Regel Männer sind. Und weil die, die vor und die nach ihr in den Raum kommen, um die Investorenrunde von sich zu überzeugen, ebenso Männer sind.

Startups von Frauen oder mit Frauen im Team

Nur 23 Prozent der Startups werden in Deutschland von Frauen oder mit Frauen im Team gegründet. Und die, die es dann tun und gründen, haben es weit schwerer, an Kapital zu kommen. Von Frauen gegründete Startups bekommen hierzulande gerade mal ein Drittel der Investorengelder, die männliche Gründer einsammeln.

Startups mit Impact: Mehr Frauen, die investieren

Deshalb braucht es mehr Frauen, die investieren. Sie tun dies nämlich vor allem in andere Frauen. Aber da ist noch etwas. Ein klein wenig mehr als in andere Frauen, was über 60 Prozent aller weiblichen Business Angels tun, die im Rahmen einer Studie der IUBH-Professorin Alexandra Wuttig befragt worden sind, investieren sie in Startups mit Impact, nämlich rund 70 Prozent von ihnen.

Das bedeutet vor allem, dass ökologische und soziale Themen nicht nur am Rande, sondern im Kern der Business-Idee verortet sein müssen, um bei weiblichen Business Angels zu punkten. Und was brauchen wir mehr, um unsere Zukunft zu sichern als dass diese Themen angepackt werden, und das mit unternehmerischen Antworten? Business Angels öffnen zudem mitnichten einfach nur das Portmonee.

Chance: Businesswelt von morgen mitzugestalten

Junge Gründer:innen suchen den Kontakt auch, um Sparring Partner zu haben, Berater:innen und solche, die sich ein gerade entstehendes Unternehmen einfach etwas mehr von außen ansehen.

Welche Kultur wird gelebt? Wie stehen die Gründer:innen selbst zu Erfolg, Geld, Wachstum? Wie lösen sie kleinere oder größere Konflikte, zum Beispiel intern, wie managen sie größere Herausforderungen?

Es ist die Chance, die Berufs- und Businesswelt von morgen zu mitzugestalten. Gerade als Frau und gerade heute ist das eine Möglichkeit des Einflusses an den entscheidenden Scharnieren von Wirtschaft und Gesellschaft, die wir uns selbst schaffen können. Ganz ohne Quote und an gläsernen Decken vorbei. 

Standort Deutschland: Mehr Frauen motivieren

Und so ist es eine Frage der Teilhabe ebenso wie die des Standorts Deutschland, wie wir mehr Frauen dazu motivieren können, als Business Angel tätig zu werden. Es ist ein gängiges Klischee, dass es dafür Spielgeld in hunderttausender Höhe und ganz besondere Zugänge in die wirtschaftliche Elite bedarf.

Das Gegenteil ist der Fall. Meine Schwester und ich, die gemeinsam investieren, haben nie das Erlebnis gehabt, ausgeschlossen zu werden oder es besonders schwer gemacht zu bekommen, um als Business Angel einfach loszulegen. Jede kann investieren. Alles, was sie braucht ist, das eigene Geld in eigene Hände zu nehmen. 

Autorin: Katja Ruhnke, Geschäftsführerin bei CK Venture Capital GmbH (LinkedIn-Profil) möchte auch mit ihrem Buch Female Money mehr Frauen für Startup Investments begeistern.

Mehr von ihr rund ums Female Business können Sie auch in der September-Ausgabe des nushu podcasts hören: „Business Angels, investiert in Frauen Startups!“

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