Dieser Blogbeitrag ist Teil unserer #femalefintech-Initiative, die Frauen in der Fintech-Szene vorstellt.
Mein Name ist Vanessa Dietz, ich arbeite seit 3 Jahren bei der Crowdfunding-Plattform bettervest in Frankfurt, die nachhaltige Energieprojekte auf der ganzen Welt, insbesondere in Afrika und Indien anbietet. Neben einem positiven Einfluss auf die Umwelt, legt bettervest bei der Projektauswahl ebenfalls viel Wert auf einen hohen sozialen Impact – zwei Punkte, die mir bei meiner Bewerbung als Werkstudentin im Jahr 2018 sehr zugesagt haben.
Mittlerweile betreue ich seit meinem Masterabschluss vor sieben Monaten genau diese nachhaltigen Projekte als Projektmanagerin, wodurch ich regelmäßigen Kontakt zu den verschiedene Projektinhaber:innen habe. Als Wirtschaftsingenieurin mit der Fachrichtung Maschinenbau bin ich es gewohnt von einem Umfeld umgeben zu sein, das von einem hohen Männeranteil geprägt ist.
Mir ist deshalb auch nicht wirklich aufgefallen, dass der Anteil von Projektinhaberinnen bei bettervest zu Beginn meiner Tätigkeit nur bei 17 % lag. Dennoch freut es mich ungemein, dass sich dieses Ungleichgewicht seit 2019 stark verbessert hat – dies liegt zum einen daran, dass wir Ende 2018 eine große Umstrukturierung bei bettervest durchgeführt haben, wodurch sich auch unsere Zielmärkte verändert haben.
Zum anderen war die Qualität der Projekte von frauengeführten Unternehmen oft besser als von anderen vergleichbaren Vorhaben, die von Männern eingereicht wurden. Zusätzlich möchten wir durch unsere Arbeit selbst auch zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen (SDGs) beitragen und freuen uns sehr, wenn wir im Sinne von SDG 5 („Gleichstellung der Geschlechter“) Projekte von Projektinhaberinnen unterstützen können. Durch diesen neuen Fokus konnten wir den Anteil von Projektunternehmen, die von Frauen geführt sind, seit 2019 auf 44 % erhöhen. Diese tolle Errungenschaft darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese und viele weitere Frauen immer noch mit Hindernissen konfrontiert sind, die auf den Fakt, dass sie Frauen sind, zurückzuführen sind. Im November 2020 haben wir einen Artikel verfasst, in dem drei unserer Projektinhaberinnen zum Thema Geschlechtergleichheit interviewt wurden. Alle drei Frauen gaben an, nach wie vor gegen Vorurteile und konservative, kulturelle Vorstellungen ankämpfen zu müssen. Vor allem, wenn es um den Bereich der Finanzierung ihres Unternehmens geht, werden sie als Frauen nicht als gleichberechtigte Partner wahrgenommen.
In Fundraising-Meetings wurde ich gefragt, wann ich heiraten und Kinder haben werde, um meine “Verfügbarkeit” für das Business zu beurteilen“ gab Neha Juneja, Mitgründerin und Geschäftsführerin von Greenway Grameen Infra Pvt Ltd., das in Indien Produkte für saubere Kochlösungen entwickelt, herstellt und verkauft, an.
Auch Liliane Ndabaneze, die das sambische Unternehmen WidEnergy Limited mitgegründet hat und dieses als Geschäftsführerin leitet, bestätigt diese Benachteiligung beim Thema Finanzierung.
Es kommt sehr häufig vor, dass Frauen aufgrund von geschlechtsspezifischen und kulturellen Vorurteilen Kredite verweigert werden – viele Institutionen und insbesondere lokale Einrichtungen verurteilen dich und fragen, warum? Und warum investieren Sie (als Frau) überhaupt in Solar?” Daher vermutet Frau Ndabaneze auch, dass die gleiche Geschäftsidee, wenn sie aus männlicher Hand wäre, würde viel eher finanziert werden.”
Auch das neuste Projekt auf bettervest wird von einem Unternehmen umgesetzt, welches von einer Frau geleitet wird. Jenny Fletcher ist Mitgründerin und CEO von Ariya Finergy Limited, einem kenianischen Unternehmen, das Solarprojekte bei etablierten Unternehmen in Kenia finanziert und umsetzt. Auch sie stimmte zu, dass die Branche der Finanzdienstleistungen von Männern dominiert wird, dies aber kein Hindernis ist, wenn man gute Arbeit leistet. Die weitaus größere Herausforderung ist für Jenny Fletcher die Beschaffung von Finanzmitteln für von Frauen geführte Unternehmen:
Während ich als Angestellte im Finanzsektor arbeitete, war es für mich nicht von Nachteil, eine Frau zu sein. Erst als ich anfing, aktiv Geld für Ariya Finergy zu beschaffen, stieß ich auf das unbewusste Vorurteil, dass Männer dazu neigen, von Männern geführte Unternehmen zu finanzieren. Viele Studien zeigen, dass es keinen statistischen Unterschied zwischen der Effektivität von Männern und Frauen in der Unternehmensführung gibt, dennoch hält sich das Stereotyp, dass Männer Unternehmen effektiver führen. Dieses sehr reale Phänomen hat täglich Auswirkungen auf Unternehmerinnen auf der ganzen Welt.”
Die Erfahrungen unserer Projektinhaberinnen zeigen auf, dass es beim Thema Finanzierung noch einiges zu tun gibt, um Gleichberechtigung zu erreichen.
Positiv zu bemerken ist, dass mittlerweile immer mehr Finanzierungsanbieter Wert darauflegen, dass die Unternehmen, die unterstützt werden, Diversität leben. Eine Entwicklung, die sich hoffentlich auch in Zukunft fortsetzen wird, damit Frauen die gleichen Möglichkeiten wie Männer erhalten und sich mehr Frauen ihren Traum von einem eigenen Unternehmen erfüllen können.
Trotz dieser erschwerten Umstände haben sich unsere Projektinhaberinnen nicht unterkriegen lassen und leiten erfolgreich ihre Unternehmen. Dies inspiriert mich sehr und ich finde es sehr wichtig, diesen Frauen Raum zum Teilen ihrer Erfahrungen zu geben. Durch ihre Geschichten zeigen sie auf, dass auch Frauen die Rolle der Geschäftsführerin oder Gründerin einnehmen können und ermutigen als Vorbilder andere dazu, diesen Weg ebenfalls zu gehen. So hoffe ich, dass sich das System durch jede weitere Frau in der Branche ein Stück weit verbessern wird und wir das SDG 5 erreichen werden.
Autorin: Vanessa Dietz, Wirtschaftsingenieurin und Projektmanagerin bei bettervest. (LinkedIn-Profil)