Eine kleine Idee ist groß geworden: Immobilien-Crowdfunding. 2018 sammelten die sieben Plattformen, die Verbandsmitglieder sind, 218 Millionen Euro von Privatanlegern ein. Damit wurde erstmals die 200-Millionen-Euro-Marke geknackt. Rechnet man die Vorjahre dazu konnten bisher insgesamt 370 Millionen Euro für mehr als 200 Projekte in die Immobilienbranche vermittelt werden. „Das ist ein großartiger Erfolg“, lobt Jamal El Mallouki, Vorsitzender des Bundesverbandes Crowdfunding, das rasante Wachstum dieses Branchensegments. Und es geht weiter: Für 2019 erwarten die Immobilien-Crowdfunding-Plattformen eine Verdoppelung des Volumens.
Niedrige Zinsen, enorme Nachfrage nach Immobilien, zunehmende Digitalisierung – die Rahmenbedingungen für die junge Branche Immobilien-Crowdfunding sind hervorragend. Der Markt ist in den vergangenen drei Jahren rasant gewachsen. Das hat auch positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt: Die Mitarbeiterzahlen der Immobilien-Crowdfunding-Plattformen steigen von Monat zu Monat. Gesucht werden sowohl Finanzdienstleistungs- als auch Digitalisierungs-Fachleute. Henning Frank, CEO von Zinsland: „Ein Augenmerk richten wir auf Experten aus dem Bereich IT, damit wir auch in den kommenden Jahren die bestmöglichen digitalen Lösungen für unsere Anleger und Projektentwickler bereitstellen können. Als weiteren Schritt in diese Richtung haben wir kürzlich eine Zusammenarbeit mit dem Berliner PropTech Architrave beschlossen.“ Frank erwartet, „dass die Digitalisierung der Immobilienfinanzierung 2019 deutlich an Fahrt aufnehmen wird“. Zinsland gehe von einem Marktpotenzial für Mezzanine-Kapital von mindestens sechs Milliarden Euro aus: „Dieser Markt wird mittelfristig mindestens zur Hälfte über Digitalplattformen abgewickelt werden.“ Zinsland hat im Januar seine Produktpallette mit einer ersten öffentlichen Anleihe (Tecklenburg-Portfolio, Fundingsumme: 2,5 Millionen Euro) erweitert: „Beide Produkte, Anleihe und Nachrangdarlehen, haben ihre individuellen Vorteile und wir werden zukünftig bei jedem Projekt abwägen, welches Produkt am besten passt.“
Auch Simon Brunke, Vorstand von Exporo, Marktführer der Branche in Deutschland, ist sicher: „Digitale Immobilieninvestments werden weiter an Popularität gewinnen. Dabei wird das Thema Digitalisierung von Bestandsimmobilien und auch die Verwertbarkeit von Sicherheiten bei Projektfinanzierungen eine immer größere Rolle spielen. 2019 planen wir rund 30 weitere Objekte, mit einem Asset-Volumen von zusammen etwa 300 Millionen Euro, anzukaufen. Das etablierte Angebot Exporo Finanzierung wird breiter aufgestellt mit Finanzierungsmöglichkeiten von bis zu zehn Millionen Euro pro Projekt.“
Lasse Kammer, CEO von ReaCapital, ist wie seine Kollegen in den anderen sechs Mitgliedsunternehmen stolz darauf, „dass wir in 2018 weitere Darlehen frühzeitig an die Crowdinvestoren zurückzahlen konnten“. Das war ein Merkmal des vergangenen Jahres: Viele Projekte wurden vorzeitig abgeschlossen, die Anleger erhielten ihr eingesetztes Kapital plus Zinsen oft mehrere Monate früher als geplant zurück. Lasse Kammer: „2019 arbeiten wir mit Hochdruck daran, noch mehr Kleinanlegern die Investition in Immobilien – weit über Crowdinvesting hinaus – zu ermöglichen. Unser oberstes Ziel dabei ist es, die Gebühren für die Geldanlage zu minimieren, in dem wir weitere digitale Produkte ohne Bankberater anbieten und den unübersichtlichen Investitionsmarkt für Kleinanleger strukturieren.“
Auch Engel & Völkers Capital konnte 2018 bei drei Projekten das investierte Kapital vorzeitig an die Anleger zurückführen. Beim Projekt „Autal-Villen“ in Wedel bei Hamburg erfolgte das bereits sechs Monate vor Ablauf der ursprünglich geplanten Laufzeit. Marc Laubenheimer, Geschäftsführer Engel & Völkers Capital: „Wir werden uns 2019 wie gehabt auf exklusive Immobilienprojekte konzentrieren. Dabei setzen wir stark, aber nicht ausschließlich auf Metropolregionen, sondern auch auf andere wachstumsstarke Standorte. Wir haben festgestellt, dass Anleger daran interessiert sind, ihr Portfolio zu diversifizieren, ohne dabei Abstriche bei der Qualität zu machen. Daher werden wir uns auch 2019 nicht nur auf Wohnimmobilien, sondern unabhängig von der Assetklasse auf exklusive Projekte konzentrieren. Die Qualität unserer Angebote stellen wir wie gehabt durch eine umfangreiche interne und externe Analyse mit renommierten Partnern sicher.“
Mit der www.kensington-crowd.com geht in Kürze eine in Frankfurt ansässige neue Crowdfunding Plattform online. Es handelt sich hierbei um einen Kooperationspartner des Kensington Family Office, das wiederum zur in der Schweiz ansässigen Kensington Gruppe gehört. Die Crowdfunding Plattform www.kensington-crowd.com wird sich zunächst auf Immobilienprojekte aus unterschiedlichen Regionen fokussieren. Weitere Investitionsprojekte wie beispielsweise die Finanzierung von Startups und jungen Unternehmen sollen in den nächsten Schritten folgen. Das Kensington Family Office, das die Plattform bei der Akquise und Auswahl von Immobilienprojekten unterstützen wird, greift auf das umfangreiche Netzwerk der Kensington Gruppe, zu der mehrere Unternehmen in den Bereichen Immobilien, Reiseportal sowie ein Verlag gehören.
Für den Bundesverbandes Crowdfunding sind Erweiterungen der Produktpaletten der Plattformen und Neueinsteiger Belege dafür, dass sich die junge Branche dynamisch weiterentwickelt. Jamal El Mallouki: „Die Plattformen sind die Innovationstreiber im Immobilienmarkt, sowohl was neue Produkte angeht als auch neue Marktsegmente.“